2.0 EFFEKTIVE MIKROORGANISMEN (EM)
Effektive
Mikroorganismen (EM) ist eine bräunliche
Flüssigkeit mit einem süß-saurem Geruch und einem pH-Wert von 3,3–3,6. Die
Mikroorganismen sind in einer Art Ruhezustand und werden durch Kohlenhydrate
aktiviert. EM besteht aus einer Mischkultur von nützlichen
Mikroorganismen (in erster Linie Photosynthese- und
Milchsäurebakterien, Hefen, Aktinomyzeten, fermentaktive Pilze), die
für Impfungen verwendet werden, um das Mikrobenleben in den Böden zu
vermehren. Dies wiederum verbessert Bodenqualität und -gesundheit,
wodurch Wachstum, Ertrag und Qualität der Ernten gesteigert werden.
Das
Konzept der Boden- und Pflanzenbeimpfung mit nützlichen Mikroorganismen
zur Schaffung günstigerer mikrobiologischer Bedingungen für das
Pflanzenwachstum wird schon seit Jahrzehnten von
Landwirtschafts-Wissenschaftlern diskutiert. Die Technik, die hinter
dem Konzept von EM steht, und ihre praktische Anwendung wurden von
Prof. Teruo Higa an der Universität Ryukyus in Okinawa, Japan,
entwickelt.
Prof. Higa hat einen Großteil seiner wissenschaftlichen Forschung
dem Bemühen gewidmet, verschiedene Mikrooganismen zu isolieren und zu
selektieren, die eine günstige Auswirkung auf Boden und Pflanzen haben.
Er hat Mikroorganismen gefunden, die zusammen in gemischten Kulturen
existieren können und physiologisch miteinander kompatibel sind. Wenn
diese Kulturen in natürliche Umgebung verbracht werden, vervielfältigen
sich ihre einzelnen nützlichen Wirkungen in synergistischer Weise ganz
beträchtlich.
# EM-Kulturen enthalten keine genetisch veränderten
Miktroorganismen. EM besteht aus gemischten Kulturen von
Mikroben-Spezies, die sich weltweit in natürlicher Umgebung finden
2.1. Die Wirkungen von EM
Im folgenden werden einige der nützlichen Einflüsse von EM aufgelistet:
- Es fördert Keimen, Blühen, Fruchten und Reifen der Pflanzen.
- Es verbessert die Bodenbeschaffenheit in physikalischer, chemischer
und biologischer Hinsicht und unterdrückt die bodeneigenen Krankheiten
und Schädlinge.
- Die Fähigkeit zur Photosynthese von Erntepflanzen wird erhöht.
- Es gewährleistet bessere Keimfähigkeit und Kräftigung der Pflanze.
- Es steigert die Düngungswirkung von organischem Material.
Dank der oben angeführten Nutzeffekte von EM werden Ernteerträge und -qualität erhöht.
# EM ist kein Pestizid und enthält keine chemischen Stoffe, die als
solche angesehen werden müßten. EM ist ein Mikroben-Impfpräparat, das
als biologische Maßnahme bei der Unterdrückung bzw. Kontrolle von
Schädlingen wirkt, und zwar durch die Einbringung von nützlichen
Mikroorganismen ins Umfeld der Pflanze. Daher werden Schädlinge und
Krankheiten durch natürliche Prozesse unterdrückt bzw. kontrolliert,
indem die Konkurrenz- und Gegenspieleraktivitäten der Mikroorganismen
durch die EM-Beimpfung sich vermehren.
2.2 Wichtigste Mikroorganismen im EM und ihre Aktivität im Boden.
1. Photosynthese-Bakterien (phototrophische Bakterien).
Photosynthese-Bakterien sind unabhängige, sich selbst erhaltende
Mikroorganismen. Diese Bakterien bauen nützliche Substanzen aus
Sekreten von Wurzeln, organischem Material und/oder schädlichen Gasen
(Wasserstoffsulfid) auf, indem sie Sonnenlicht und Bodenwärme als
Energiequellen nützen Die brauchbaren Substanzen enthalten Aminosäuren,
Nukleinsäuren, bioaktive Substanzen und Zuckerarten, welche alle
Wachstum und Entwicklung der Pflanzen fördern.
Die Stoffwechselprodukte (Metaboliten) werden direkt von den
Pflanzen absorbiert und wirken als Bakterien vermehrende Substrate. Auf
diese Weise steigern Photosynthese-Bakterien im Boden die Zahl der
anderen wirksamen Mikroorganismen. So vermehren sich z.B. VA
(vesicular-arbusculare) -Mycorrhizae im Rhizom dank der Verfügbarkeit
von Stickstoffbestandteilen (Aminosäuren), die als Sekretionssubstrate
von Photosynthese-Bakterien entstehen. VA-Mycorrhizae verstärken die
Löslichkeit von Phosphaten im Boden und machen dadurch Phosphor für die
Pflanzen verfügbar. VA-Mycorrhizae können mit Azotobakter, das sind
Stickstoff-bindende Bakterien, zusammen existieren und somit die
Bindefähigkeit von Stickstoff bei den Leguminosen steigern.
2. MiIchsäure-Bakterien
Milchsäure-Bakterien
produzieren Milchsäure aus Zuckern und anderen Kohlehydraten, die von
Photosynthese-Bakterien und Hefen hergestellt werden. Nahrungsmittel
und Getränke, wie Joghurt und milchsauer eingelegte Gemüse, wurden seit
langem unter Verwendung von Milchsäure-Bakterien hergestellt.
Milchsäure wirkt jedoch als starker Sterilisator. Sie unterdrückt
schädliche Mikroorganismen und fördert eine schnelle Zersetzung von
organischem Material. Außerdem verstärken die Milchsäure-Bakterien den
schnellen Abbau von organischem Material, wie z. B. Lignin und
Zellulose, und vergären diese Materialien ohne schädlichen Einfluß, der
durch unkompostiertes organisches Material entstehen würde.
Milchsäure-Bakterien haben die Fähigkeit, die Vermehrung von Fusarium zu
unterdrükken, einem schädlichen Mikroorganismus, durch den bei
fortgesetztem Anbau Krankheitsprobleme auftreten. Allgemein gesagt
schwächen Fusarium-Vorkommen die Pflanzen, wodurch Krankheiten
gefördert werden und dadurch die schädlichen Nematoden auftreten.
Die Nematoden gehen allmählich zurück, wenn Milchsäure-Bakterien die
Ausbreitung und Tätigkeit von Fusarium unterdrücken.
3. Hefen
Hefen synthetisieren antimikrobielle und für das Pflanzenwachstum
nützliche Substanzen aus Aminosäuren und Zuckern, die von
Photosynthese-Bakterien, organischem Material und Pflanzenwurzeln
abgesondert werden. Bioaktive von Hefen produzierte Substanzen, wie
Hormone und Enzyme, aktivieren die Zell- und Wurzelteilung. Ihre
Absonderungen sind nützliche Substrate für aktive Mikroorganismen, wie
Milchsäure-Bakterien und Aktinomyzeten.
4. Aktinomyzeten.
Aktinomyzeten, deren Struktur zwischen der von Bakterien und Pilzen
liegt, produzieren Substanzen aus Aminosäuren, die von
Photosynthese-Bakterien und organischem Material abgesondert werden.
Diese antimikrobischen Stoffe unterdrücken schädliche Pilze und
Bakterien. Aktinomyzeten können mit Photosynthese-Bakterien zusammen
leben. So verbessern beide Arten die Qualität des Bodens, indem sie die
antimikrobielle Aktivität des Bodens steigern.
5. Ferment-aktive Pilze.
Ferment-aktive Pilzarten, wie Aspergillus und Penizillium, lassen
organisches Material schnell zerfallen, wobei Alkohol, Ester und
antimikrobische Stoffe entstehen. Diese unterdrücken Gerüche und
verhindern das Auftreten von schädlichen Insekten und Ungeziefer.
Jede Spezies der effektiven Mikroorganismen (also
Photosynthese-Bakterien, MiIchsäure-Bakterien, Hefen, Aktinomyzeten und
ferment-aktive Pilze) hat ihre eigene wichtige Funktion. Die
Photosynthese-Bakterien sind jedoch Dreh- und Angelpunkt der
EM-Aktivität.
Photosynthese-Bakterien unterstützen die
Aktivität anderer Mikroorganismen. Andererseits verwerten sie von
anderen Mikroorganismen produzierte Substanzen. Dieses Phänomen wird
als Koexistenz und Koprosperität bezeichnet.
Wenn die EM sich
im Boden als Gemeinschaft vermehren, vermehren sich auch die
angestammten wichtigen Mikroorganismen. Auf diese Weise wird das
Mikrobenleben reich und die mikrobiellen Ökosysteme im Boden kommen ins
Gleichgewicht, wobei spezifische Mikroorganismen (besonders die
schädlichen) sich nicht vermehren. So werden aus dem Boden stammende
Krankheiten unterdrückt
Pflanzenwurzeln sondern Stoffe, wie
Kohlehydrate, Amino- und organische Säuren und aktive Enzyme, ab. Die
effektiven Mikroorganismen nutzen diese Sekrete für ihr Wachstum.
Während dieses Prozesses sezernieren sie ebenfalls für Pflanzen
verfügbare Amino- und Nukleinsäuren, außerdem eine Vielzahl von
Vitaminen und Hormonen. Zudem leben in solchen Böden effektive
Mikroorganismen im Wurzelbereich (Rhizosphäre) mit Pflanzen zusammen (=
Symbiose). Aus diesem Grund gedeihen Pflanzen in solchen Böden, in
denen effektive Mikroorganismen dominieren, außergewöhnlich gut.
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