aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Ton-Humus-Komplex bezeichnet in der Bodenkunde das Verhältnis von
Tonmineralen und Huminstoffen. Sowohl Tonminerale als
auch Huminstoffe sind Bodenkolloide. Die Verbindung organischer und mineralischer Stoffe durch eine Lebendverbauung als Krümel erfolgt nur bei starker Aktivität des Bodenlebens. Optimales Krümelgefüge ist bei der Humusform "Mull" zu finden. Huminstoffe sind in der Lage, einzelne Bodenpartikel
zu einer Krümelstruktur zu verbinden und damit das Bodengefüge
zu stabilisieren. Solche Aggregatgefüge
werden aus Tonkolloiden durch die Verbindung von Calciumbrücken
mit Huminstoffen in humosen Oberböden gebildet. Die
entstehenden organo-mineralischen Verbindungen
werden als Ton-Humus-Komplex oder Kalk-Ton-Humus-Komplex
bezeichnet. Während die Tonminerale und die Huminsäurereste
(organische Dipole) der Humusteilchen negativ geladen sind, bildet das Ca++-Ion oder andere mehrwertige Kationen, zum Beispiel Mg++ - eine
neutralisierende Brücke. Der gebildete Komplex stabilisiert den Boden gegenüber
Erosion und Verschlämmung, schafft im Porenvolumen
des Bodens günstige Voraussetzungen für den Luft- und Wasserhaushalt und
bewirkt damit eine höhere Bodenfruchtbarkeit. Durch die Bindung der positv geladenen Nährsalz-Ionen können diese für die
Pflanze wichtigen Stoffe nicht durch Regen in tiefere Bodenschichten
ausgewaschen werden. Sie werden später von der Pflanze durch einen
Ionenaustausch von den THK's gelöst und verwertet. Günstig ist die Elastizität der gebildeten Krümelstruktur. Die
Bodengare wird durch das Bodenleben mit der Bildung von
Ton-Humus-Komplexen nachhaltiger gefördert, als es zum Beispiel bei einer Frostgare möglich ist. Die physikalisch bedingten
Strukturen der Segregatgefüge sind nur
kurzzeitig günstig für den Pflanzenbau, weil sie durch Rißbildung und
weiteren Zerfall schnell ihre Funktion verlieren. Eine übermäßige Bodenbearbeitung führt allerdings zum Zerfall jeder
Krümelstruktur - im Gartenbau wird dieser Kulturfehler als "Totfräsen" eines Bodens bezeichnet. Genese der ökologischen Funktionen der Böden
Die Bodenfruchtbarkeit ist unabhängig von ihrer Komplexität, ihrer Stellung
nach in einem Schema der partialkomplexbezogenen Prozessstrukturen der Biomassebildung
sowie nach Ziel, Gegenstand und Methoden der Untersuchungen, ein Begriff der
Bodenkunde. Sie bezieht sich nicht auf die am Wuchsstandort insgesamt wirkenden
Faktoren der Biomasseproduktion. Nach dem syn-ökologischen (=alle Umweltfaktoren berücksichtigenden)
Forschungsansatz werden Stellung und Bedeutung des Bodens als Teil einer Biogeozönose
bzw. auf Ebene des Ökosystems untersucht. Das heißt: Flora und Fauna werden -
als "Partner" des Erdbodens begriffen - in die Analyse einbezogen.
Dabei erarbeitet man als Analyse-Resultate einerseits eine effektive
Bodenfruchtbarkeit, andererseits eine potentielle Bodenfruchtbarkeit,
die als Idealzustand betrachtet werden kann. Die Beziehungen zwischen Klima und Bodenfruchtbarkeit, die klimaabhängige
Genese und Dynamik der bodenfruchtbarkeitsbestimmenden Eigenschaften, sind
Gegenstände der Agrarmeteorologie. Zur Bodenverbesserung gibt es u.A. kommerzielle Substanzen. Es gibt eine
Vielfalt von Gegenmaßnahmen, die der Versalzung des Bodens und dem Verlust an
Bodenfruchtbarkeit entgegenwirken. Z.B. wurde in der kanadischen Stadt Greater
Sudbury säckeweise Kalk verbreitet
um den Boden, der durch den jahrzehntelangen Einfluss sauren
Regens einer Mondlandschaft glich, wieder fruchtbar zu machen.
Geohumus ist auch eine kommerzielle Substanz aus Deutschland,
die international zur Bodenverbesserung eingesetzt wird. Viele Mikroorganismen werden aus verschiedenen Gründen als nützlich
angesehen. So spielen viele in den geochemischen
Stoffkreisläufen eine Rolle (Beispiele: Stickstoffkreislauf, N2-Fixierung, Abwasserreinigung),
viele werden in der Lebensmittelindustrie zur Produktion von
bestimmten Nahrungsmitteln verwendet, in der Biotechnologie
werden Mikroorganismen zur Produktion von Antibiotika
und technisch genutzten Stoffen eingesetzt. Die individuelle
Besiedelungsgeschichte setzt bereits während der Geburt ein: Wenn Babys nicht
per Kaiserschnitt zur Welt kommen, passieren sie den Geburtskanal, wo sie
sofort von Vaginal- und Fäkalbakterien der Mutter besiedelt werden. So
unappetitlich das klingt, diese bakterielle Erstausstattung nützt dem
Neugeborenen bereits sehr viel und schützt ihn. Es wurde herausgefunden, dass
konventionell geborene Kinder seltener als Kaiserschnittbabys
Lebensmittelallergien entwickeln! Nach und nach gestaltet sich diese Mikroflora
unter Einfluss von Umgebung und Genen individuell um. |